Pfadfinder

Allgemein

„Pfadfinder? Was macht ihr denn da? Jeden Tag ne gute Tat, alten Omas über die Straße helfen und Ameisen im Wald retten, oder?"

Solche Fragen muss man sich stellen lassen, wenn man jemandem mitgeteilt hat, dass man seine Freizeit mit den Pfadfindern verbringt. Ganz falsch ist es ja nicht, aber wieso hat sich gerade dieses Klischee im Volksmund so durchgesetzt?

Der Slogan „jeden Tag eine gute Tat" beschreibt mit wenigen Worten die Grundidee der größten Jugendbewegung der Welt. Aber Pfadfinder sein bedeutet mehr. Pfadfinder wollen so nah wie möglich an der Realität leben. Wir schauen nicht weg, wir engagieren uns, bei der Bereitstellung von Hilfspaketen oder bei der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen, und egal wo wir hingehen, wir verlassen einen Ort immer besser als wir ihn vorgefunden haben. Dies bleibt nicht unerkannt, so wurde die Pfadfinderbewegung bereits für den Friedensnobelpreisnominiert. Die Wurzel liegt allerdings in den unzähligen Stämmen, den Lagern und Aktionen, bei denen auch die Jüngsten schon früh die Möglichkeit haben Verantwortung zu übernehmen, gegenüber sich selbst, gegenüber anderen und gegenüber Gott. Getreu dem Motto „learning by doing“ kann sich jeder in verschiedenen Situationen ausprobieren, beim Umbau des Pfadiheims, bei der Planung von Lagern oder bei der Gestaltung von Gruppenstunden. Eigene Interessen fügen sich in die Gruppe oder den Stamm ein, und das alles im Einklang mit der Natur oder im Trubel der Großstadt, denn Pfadfinder sind einfach überall aktiv und stets im Zeitgeist.

Bei all diesen Vorsätzen kommt der Spaß nicht zu kurz, wodurch einmalige Erlebnisse geschaffen werden, die man sich auch noch Jahre später an einem warmen, knisternden Lagerfeuer erzählt. So entstehen Generationen übergreifende Freundschaften, die fürs Leben halten.

Dies ist das Geheimnis einer seit über 100 Jahren bestehenden Bewegung. Gut Pfad

Robert Baden-Powell

Lord Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, 1. Baron Baden-Powell, kurz: BP

Als Baden-Powell am 8. Januar 1941 in Nyeri, Kenia, stirbt kann er auf ein beachtliches Lebenswerk zurückblicken, denn er hat mehr als nur den Grundstein für die weltweite Pfadfinderbewegung geschaffen.

Am 22. Februar 1857, BP’s Geburtstag, konnte noch niemand erahnen, was der siebte von achten Söhnen, insgesamt zehn Kindern einer Londoner Familie, im Laufe seines Lebens aufbauen wird. Wenn er nicht gerade in der Natur unterwegs war, machte er sich ein Bild von der Stadt in der er lebte. So entdeckte er auch die armen Viertel der Metropole und erkannte, dass sich Menschen verschiedener Herkunft sehr stark durch ihre Kleidung unterscheiden, die Idee für die Kluft war geboren. Nachdem er sein ursprüngliches Ziel, die Universität von Oxford, nicht erreichte, schrieb er sich in der Militärakademie Sandhurst ein. Seine erste Station im Ausland war Indien, 1876. Hier konnte er sich gänzlich der Natur und seiner Leidenschaft dem Schauspiel widmen, indem er Theatervorführungen organisierte. Wegen seiner besonderen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Orientierung, wurde er ausgewählt sogenannte Scouts auszubilden. Allerdings kamen ihm erste Zweifel, ob Krieg und die Art und Weise der britischen Kolonialherren im Umgang mit der Indischen Bevölkerung, richtig sind. Seine nächste Station war Südafrika, wo er sein Talent, als Meister der Orientierung wieder unter Beweis stellen konnte. Nachdem er, durch geschickte Verwendung von Nachrichtenboten, die Festung in Mafeking verteidigen konnte, wurde er zum britischen Volkshelden. Als BP am 30. Oktober 1912 Olave St.-Clair-Soames heiratet ist er bereits seit zwei Jahren aus dem Militärdienst ausgetreten und mit vollem Eifer am gründen der Pfadfinder.

Am 01. August 1907 veranstaltete er mit 21 Jungen das erste Pfadfinderlager auf Brownsea Island. Ein Jahr später wurde sein Buch „Scouting for Boys“ veröffentlicht. 1920 fand in London das erste Jamboree, unter Beteiligung von 34 Nationen, statt. Der Stein war ins Rollen gekommen und Baden-Powell zog sich nach Südafrika zurück. Seine letzten Gedanken widmete er in einem Brief an die Pfadfinder:

„Der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“

DPSG

DPSG, das steht für Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg. Deutsch und Pfadfinderschaft bedarf keiner Erklärung, aber wer bitte ist dieser Sankt Georg und warum benennen sich die Pfadfinder nach ihm? Er war ein frommer Mensch, der getreu den ritterlichen Tugenden lebte. Durch sein vorbildliches Handeln und seinen mutigen Einsatz im Kampf gegen einen Drachen, rettete er das Leben einer jungen Frau. An diesen Werten orientiert sich auch das Pfadfindertum. Deshalb hat man 1929 bei der Gründung der DPSG in Altenberg Sankt Georg als Namenspatron gewählt. 1930 wurde das bis 1971 gültige Pfadfindergesetz verfasst. Allerdings erlitt die DPSG einen schweren Rückschlag, als sie 1934, wie auch alle anderen Verbände, von der NSDAP verboten wird. Nach dem 2. Weltkrieg formieren sich die Pfadfinder neu und blühen wieder auf. 1951 wird in Westernohe das Bundeszentrum der DPSG eröffnet. Seit 1971 ist die DPSG ein koedukativer Verband, nun dürfen auch Frauen Mitglieder werden.

Heute ist die DPSG mit 95 000 Mitgliedern der größte Pfadfinderverband in Deutschland und im RdP, dem Ring deutscher Pfadfinderverbände, integriert. Neben der Bundesebene ist sie in 25 Diözesen, 137 Bezirke und ca. 1700 Stämme aufgeteilt. Parallel dazu gibt es auch eine Unterteilung in 4 verschiedene Stufen, die Wölflinge(7-10 Jahre), die Jungpfadfinder(10-13 Jahre), die Pfadfinder(13-16 Jahre) und die Rover(16-20 Jahre). Danach haben alle Pfadfinder die Möglichkeit als Leiter:in oder freier Mitarbeiter weiter tätig zu sein.

Passend gibt es für jede Stufe eine sogenanntes Motto. Die Wölflinge sind noch jung, neugierig und wollen raus aus ihrem Bau, die Welt entdecken, hinter die Dinge sehen. Die Jungpfadfinder, schon etwas älter, wollen Abenteuer erleben sich selbst ausprobieren. „Wag es“ ist der zentrale Punkt bei den Pfadfindern, traut euch selbständig hinter die Kulissen zu sehen und entwickelt so euren eigenen Charakter. Rover sind international unterwegs, sie sind junge Erwachsene, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind. Welchen Beruf will ich lernen, wo soll ich studieren, sind wichtige Fragen in diesem Lebensabschnitt.

Alle Leiter:innen in der DPSG handeln nach diesen Grundsätzen und geben somit Jugendlichen, egal wo sie herkommen, egal mit welchem Hintergrund, die Möglichkeit sich frei und unabhängig zu entfalten.

Pfadfindergesetze

„Als Pfadfinderin … Als Pfadfinder …"
1 … begegne ich allen Menschen mit Respekt und habe alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder als Geschwister.
2 … gehe ich zuversichtlich und mit wachen Augen durch die Welt.
3 … bin ich höflich und helfe da, wo es notwendig ist.
4 … mache ich nichts halb und gebe auch in Schwierigkeiten nicht auf.
5 … entwickle ich eine eigene Meinung und stehe für diese ein.
6 … sage ich, was ich denke, und tue, was ich sage.
7 … lebe ich einfach und umweltbewusst.
8 … stehe ich zu meiner Herkunft und zu meinem Glauben.

Kluft

Die Kluft ist die traditionelle, innerhalb eines Pfadfinderverbands offiziell-anerkannte und einheitliche Bekleidung der Pfadfinder. Grundsätzlich besteht die Pfadfindertracht – gerade mit Blick auf Pfadfinderverbände aus anderen Ländern (z.B. USA) – aus einem Hemd mit den entsprechenden Abzeichen, dem Halstuch, einem Gürtel und einer Kopfbedeckung.

Hier in Deutschland versteht man unter der Kluft vornehmlich das Hemd mit den aufgenähten Abzeichen. Die Kluft erfüllt diverse, wichtige Funktionen: Sie dient zunächst zusammen mit dem Halstuch als wichtigstes Erkennungszeichen der Pfadfinder. Außerdem trägt sie dazu bei, dass alle Pfadfinder innerhalb eines Verbands einheitlich auftreten und keiner auf Grund seiner Kleidung und der damit verbunden äußerlichen Erscheinung beurteilt wird. Ferner werden die verschiedenen offiziellen (z.B. Weltbundlilie) und inoffiziellen (z.B. Abzeichen von Aktionen) Abzeichen auf der Kluft aufgenäht.

Die DPSG, der auch unser Stamm angehört, sieht in ihrer Ordnung als Kluft ein sandfarbenes Hemd vor, auf das die Abzeichen nach einer bestimmten Anordnung (siehe unten) aufgenäht werden.

Insbesondere wird die Kluft zu offiziellen Anlässen zusammen mit dem entsprechenden Halstuch getragen – so z.B. zur Versprechensfeier oder zum Georgslauf. Natürlich solltet ihr die Kluft auch zu anderen Ereignissen anziehen, wenn ihr als Pfadfinder auftretet, beispielsweise auf der Hin- und Rückfahrt bei einem Lager. Die Kluft bietet sich auch super an, um sie mit anderen Kleidungsstücken zu kombinieren oder sie individuell zu gestalten. Wir freuen uns, euch alle mit eurer Kluft und dem Halstuch bei der nächsten Aktion zu sehen. Sprecht gerne eure Leiter:innen an, wenn ihr eine Kluft kaufen möchtet (Kostenpunkt: ca. 30 Euro).